Stolpersteine
Stolpersteine vor dem Haupteingang der Nordstadtschule
Von 1936 bis 1938 wurden Pforzheims jüdische Schülerinnen und Schüler, so wie Lehrerinnen und Lehrer in einem Schulghetto in der damaligen Hindenburgschule, der heutigen Osterfeldschule, zusammengefasst. Auch an unserer Schule gab es einige Lernende, welche die Schule verlassen mussten und deren Schicksale erst später nachvollzogen werden konnten. Heute erinnern diese Stolpersteine an diese Menschen.
Die ersten Stolpersteine wurden in Pforzheim am 13. März 2008 auf dem Platz der Synagoge verlegt. Heutzutage stehen die Stolpersteine Pforzheim unter der Schirmherrschaft des Oberbürgermeisters der Stadt Pforzheim. Auf jedem Stein stehen Name, Lebensdaten und Schicksal des Opfers.
Am 27.01.2011 wurden die Stolpersteine vor unserem Schulgebäude erstmalig verlegt. Zum Schutz vor Beschädigung während der Umbauarbeiten hatte man sie wieder entfernt, nun aber sollten diese Gedenksteine wieder eingesetzt werden. Dies fand am Mittwoch, 26.04. um 10 Uhr statt.
Nach einer kurzen Ansprache der Verantwortlichen der Stolpersteinaktion, lieferten unsere Schülerinnen und Schüler einen Beitrag zur Zeremonie, indem sie die Personen auf den Stolpersteinen vorstellten und ihre Schicksale und Leben infolge von Recherchen während des Unterrichts festhielten. Im Anschluss konnten die Anwesenden Blumen an den Steinen niederlegen und ihnen gedenken.
Es zeigte sich, bei einigen Anwesenden auch mit Tränen, dass die Vergangenheit und Schicksale dieser Menschen auch heute noch die Jugend beschäftigen und die Schülerinnen und Schüler von damals keinesfalls vergessen sind.
Wir sind stolz diese Steine wieder vor unserer Türschwelle zu haben.
Stein 46
Mein Name ist Hans Isaak Bensinger. Ich wurde am 19. Juli 1928 in Pforzheim geboren. Meine Eltern waren Juden, Salomon Bensinger und Eugenia, geborene Feibelmann. Wir wohnten in der Hohenzollernstraße 88. Ich ging hier in die Volks-Schule, bis im Jahr 1936 das Schulverbot für jüdische Kinder kam. Wir mussten dann in das Schul-Getto an der Osterfeld-Schule, die zu dieser Zeit „Hindenburg-Schule“ hieß. Auf dem Bild in der Mitte bin ich, von Ihnen aus „rechts“ in dem Alter, als wir in das Schuld-Ghetto mussten. Im Jahr 1938 kam dann das generelle Schulverbot für jüdische Kinder. Aufgrund der unsicheren Situation für alle jüdischen Menschen entschlossen sich meine Eltern im Jahr 1939 zur Flucht. Im Juni 1939 verließen wir Deutschland per Schiff nach Bolivien. Nach einigen Jahren entschloss ich mich zur weiteren Emigration in die USA. Dort heiratete ich und bekam eine Tochter. Zuerst arbeitete ich für die British-American-Tobacco Company und bereiste Nord- und Süd-Amerika. Zu einem späteren Zeitpunkt gründete ich eine eigne Immobilienfirma und lebte in Louisville/Kentucky. Mitte des vergangenen Jahres bin ich aufgrund meines Alters, 94 Jahre, in ein jüdisches Pflegeheim für Überlebende des Holocaust in Chicago umgezogen, wo mich meine Tochter jeden Tag besuchen kommt. Auf dem großen Bild rechts sehen Sie mich, wie ich heute aussehe.
Paten: Renate + Frank Hirschfeld
Stein 47
Mein Name ist Edith Furchheimer. Ich wurde am 16. August 1928 in Karlsruhe geboren. Meine Eltern waren Julius Furchheimer und Lilli, geborene David. Beide waren Juden. Unsere Familie wohnte damals in der Hohenzollernstraße 34. Auch ich musste im Jahr 1936 in das Schul-Ghetto an der Hindenburg-Schule, bis wir alle im Jahr 1938 von der Schule ausgeschlossen wurden. Von mir ist nichts weiter festgehalten, als dass ich im Jahr 1939 nach Großbritannien ausgewandert bin. In den Jahren danach bin ich in die USA weiter-gewandert und war dort mit einem Herrn Rudolf verheiratet.
Pate: Der Bürgerverein Nordstadt eV, Pforzheim
Stein 48
Mein Name ist Bernd Kahn. Ich wurde am 16. August 1928 in Pforzheim geboren. Meine Eltern waren Erich Kahn und Alice Dora, geborene Mayer. Sie waren beide Juden. Wir wohnten damals in der Philippstraße 4. Auch ich musste 1936 in das Schul-Ghetto an der Hindenburg-Schule. Nach dem Schulausschluss der jüdischen Kinder und aufgrund der allgemeinen unsicheren Lage für die jüdischen Menschen in Deutschland, entschlossen sich meine Eltern zur Flucht. Im Juni 1938 verließen wir Deutschland auf dem US-Dampfschiff „Washington“ in die USA. Nach Abschluss der Schule studierte ich Ingenieurwesen in Chemie und Physik. Später heiratete ich und bekam zwei Töchter. Heute lebe ich mit meiner Frau in Atlanta/Georgia. Bis vor kurzem arbeitete und lehrte ich am Institut für Technologie des Bundesstaates Georgia. Auf dem Bild in der Mitte sehen Sie mich links neben Hans Bensinger, kurz bevor wir in das Schuld-Ghetto mussten. Auf dem großen Bild links sehen Sie mich im Sommer 2022 mit meiner Ehefrau.
Pate: Konfirmanden der Friedensgemeinde 2018/2019
Stein 49
Mein Name ist Manfred Maier. Ich wurde am 21. März 1926 in Königsbach geboren. Meine Eltern waren Julius Maier und Irma, geborene Weil, beide Juden. Ich hatte noch eine Schwester Irma. Irgendwann Anfang der 1930-er Jahre war meine Familie nach Pforzheim zugezogen. Wo unsere Familie dann wohnte, ist bisher nicht genau festzustellen. Auch ich musste 1936 in das Schul-Ghetto an der Hindenburg-Schule. Am 22. Oktober 1940 wurde unsere Familie nach Gurs deportiert. Am 16. September 1942 wurde ich über das Internierungslager Drancy bei Paris, in das KZ Auschwitz deportiert und wahrscheinlich ermordet. In den Akten werde ich als „verschollen“ geführt.
Pate: Förderverein Nordstadt-Schule eV, Pforzheim
Stein 50
Mein Name ist Ursula Nathan. Ich wurde am 16. Februar 1925 in Pforzheim geboren. Meine Eltern waren Alfred Nathan und Else, geborene Simon. Mein Vater war Jude, die Eltern meiner Mutter waren evangelisch. Deshalb lebten meine Eltern, nach NS-Sprachregelung, in einer „Mischehe“. Ich hatte noch drei Schwestern. Unsere Familie wohnte damals in der Scheuernstraße 15. Auch ich musste, wie die anderen Kinder, im Jahr 1936 in das Schul-Ghetto an der Hindenburg-Schule. Nach dem allgemeinen Schulverbot im Jahr 1938 musste ich zur Zwangsarbeit, zuerst bei einer Firma Raible und später dann in die Papierfabrik in Dill-Weißenstein. Da meine Eltern in einer „Mischehe“ lebten, wurden wir im Oktober 1940 nicht nach Gurs deportiert. Am 17. Februar 1945 wurde ich mit Transport XIII/6 in das KZ Theresienstadt deportiert, wie mehrere andere Pforzheimer Personen auch. Als das Lager am 8. Mai 1945 von der „Roten Armee“ befreit wurde, war ich noch am Leben und kam zurück nach Pforzheim. Im Jahr 1946 entschloss ich mich dann zur Auswanderung in die USA. Dort heiratete ich einen Herrn Gold. Daten über meinen weiteren Lebensweg sind nicht überliefert.
Pate: Gabriele Hornung
Stein 51
Mein Name ist Manfred Rothschild. Ich wurde am 7. März 1926 in Pforzheim geboren. Meine Eltern waren Martin und Editha Rothschild, beide Juden. Unsere Familie wohnte damals in der Hohenzollernstraße 23. Auch ich musste, wie anderen Kinder in das Schul-Ghetto an der Hindenburg-Schule. Auch für mich kam dann 1938 das Ende der Schule. Im Jahr 1939 flieht meine ganze Familie in die USA. Über meinen weiteren Lebensweg ist nichts überliefert.
Pate: Gabriele + Thomas Klotz
Stein 52
Mein Name ist Stefan Michael Süssmann. Ich wurde am 7. August 1929 in Pforzheim als Jude geboren. Meine Eltern waren Siegfried Süssmann und Lilly, geborene Hirsch. Unsere Familie wohnte in der Brettener Straße 37, das war damals die „General-Litzmann-Straße“. Im Jahr 1936 musste auch ich, wie die anderen Kinder, in das Schul-Ghetto an der Hindenburg-Schule, bis zum endgültigen Schulverbot für jüdische Kinder. Im Jahr 1938 oder 1939 flieht meine Familie zuerst nach Frankreich und dann weiter in die USA. Einzelheiten über meinen weiteren Lebensweg sind nicht überliefert.
Pate: Nordstadtschule Pforzheim